«Immer zuerst wegwerfen!»
Von Andreas W. Schmid. Aktualisiert am 07.07.2011 1 Kommentar
Jass-Koryphäe Ernst Marti (66) sagt, wie ein Blatt zu spielen ist und klärt immer wiederkehrende Streitpunkte.
Er kennt die Jassregeln genau: Ernst Marti (66).
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BaZ: Ernst Marti, Sie sind heute der Oberjasser der Nation. Wie kamen Sie zum Schweizer Fernsehen?
Ernst Marti: 1983 sass ich als Differenzler-König im «Samschtig-Jass». Doch bevor es losging, musste Schiedsrichter und Jass-Guru Göpf Egg notfallmässig ins Spital eingeliefert werden. In der Not sprang ich ein und wurde später prompt von den Fernsehverantwortlichen für den «Donnschtig-Jass» engagiert. Beim «Samschtig-Jass» bin ich nun seit über 20 Jahren mit dabei.
Welche Jassfrage müssen Sie am meisten beantworten?
Das ist die Ausmachregel am Ende eines Schieberspiels. Normalerweise gilt: Stöck, Wys, Stich. Wenn einer also die Stöck hat, kann er diese gleich rauslegen. Dann ist das Spiel zu Ende. In gewissen Regionen wird nach der Reihenfolge Stöck, Stich, Wys gespielt. Das ist auch okay – sofern dies vorher so abgemacht wurde.
Wie wird gezählt? Weit verbreitet ist: Rot einfach, Schwarz doppelt, Undenufe und Obenabe dreifach.
Am fairsten ist es, wenn alles einfach und ohne Weis zählt. Dann hängt es am ehesten vom Können der Spieler ab. Ich begreife jedoch alle, die Undenufe und Obenabe dreifach und Schwarz doppelt sowie den Weis zählen. Das bringt etwas mehr Action ins Spiel.
Was passiert, wenn einer vergibt?
Das kommt auf die Jassart an. Beim Schieber soll der gleiche Spieler nochmals die Karten austeilen.
Was passiert, wenn einer eine Karte spielt, der gar nicht an der Reihe ist?
Dann verliert diese Karte den Stechwert. Ein Trumpfbauer etwa ist zwar immer noch 20 Punkte wert, aber stechen kann er nicht mehr. Doch zum Schmieren kann man ihn somit noch gebrauchen.
Stichwort schmieren: Der Partner macht Vorhand Trumpf, ich habe miese Karten. Schmieren oder wegwerfen?
Immer zuerst wegwerfen! Mit sauberem Verwerfen kommt man manchmal weiter, als man denkt.
Wie wird gewiesen? In unserer Jassrunde gibts ab einem Fünfblatt 100 Punkte.
Das ist seit 20 Jahren nicht mehr so! (Lacht.) Ein Sechsblatt gibt heute 150 Punkte, ein Siebenblatt 200 Punkte und so weiter.
Ein Neunblatt zählt folglich 300 Punkte und ist damit mehr Wert als vier Bauern?
Ja.
Haben Sie einmal ein Neunblatt gehabt?
Ich selber noch nie. Aber in den Jassferien hatte einer mal dieses Glück. Ausser weisen konnte er jedoch nicht viel damit anstellen, weil die andere Partei den Trumpf bestimmte.
Das nennt man Künstlerpech. Ich habe vier Zehner und ein Dreiblatt vom Bauer: Kann ich beide Weise schreiben?
Ja. Kreuzweise weisen ist erlaubt … ebenfalls seit rund 20 Jahren.
Darf einer während des Spiels fragen, was Trumpf ist?
Eigentlich ist reden nicht erlaubt. Doch in privaten Kreisen sollte man nicht so stur sein. Es wäre ja schade, wenn ein Spieler eine falsche Karte ausspielt, nur weil er den Trumpf nicht mehr weiss. Eine gewisse Toleranz gehört beim Jassen doch dazu, auch wenn etwas in den Jassregeln vielleicht anders formuliert ist.
Welche umgedrehten Karten darf ich nochmals anschauen?
Beim Differenzler meine eigenen. Beim Schieber grundsätzlich keine. Aber auch hier sollte in privaten Kreisen eine Ausnahme erlaubt sein: Wenn gewiesen wurde, sollte man den ersten Stich nochmals anschauen dürfen, da man vielleicht durch den Weis abgelenkt war.
Der Partner macht obenabe und spielt ein Ass: Muss ich zwingend den König drauflegen?
Ja, auf das erste Ass immer. Bei einem Trumpfspiel hingegen würde ich das Näll nicht spielen, wenn mein Partner Vorhand den Trumpf-Bauer spielt. Das Ass hingegen schon. Man könnte es sonst verlieren.
Darf ich die Karten schon anschauen, wenn mein trumpfbestimmender Partner noch aufnimmt?
Im Privaten ja. Da soll es ja auch zügig vorangehen. Im Turnier: nein.
Wenn sich zwei während des Spiels bedanken, wird sofort abgebrochen oder weitergejasst, damit die anderen vielleicht noch den Schneider schaffen?
Das Spiel ist sofort zu Ende. Es ist wie beim Fussball: Dort ist nach 90 Minuten auch fertig – der Schiedsrichter wartet ja nicht, ob in der nächsten Aktion vielleicht noch ein Tor fällt.
Wie schützen Sie sich dagegen, dass Ihr Gegner Ihnen ins Blatt schaut?
Ich setze mich immer schräg zum Tisch und nicht frontal. Wenn einer die Karten zu offen hält, sage ich ihm das. Mir reichen meine neun Karten, ich muss nicht 18 sehen. Nur ehrliches Jassen erfreut das Herz. (Basler Zeitung)
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der mann spricht mir vollauf ausm herzen! genau meine sichtweise!