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passat
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Beitrag von passat » Fr 16 Feb 2007, 14:46

Der Keeper aus der Fankurve
Er steht im Tor. Und auch dahinter. Wenn am Wochenende einmal kein Spiel mit dem 1. FC Kaiserslautern ansteht, fährt Jürgen Macho nach Wien ins Gerhard-Hanappi-Stadion. Seit Kindertagen ist Österreichs Nationalkeeper glühender Rapid-Fan.



"Manchmal schicken sie dich in den Himmel, manchmal in die Hölle": Jürgen Macho Foto ImagoRUND: Herr Macho, oft gehen Sie nach dem Training direkt zum Lauterer Fanbeauftragten und fachsimpeln über Fanbelange. Werden Sie bei Ihren Mannschaftskollegen nicht belächelt?
Jürgen Macho: Eigentlich nicht. Zumal ich in Deutschland ja nicht der einzige Spieler bin, der findet, dass sich der Fußball zu weit von den echten Fans entfernt. Frank Rost, den ihr ja kürzlich im Interview hattet, spricht mir da aus der Seele.

RUND: Seit wann sind Sie Rapid-Fan?
Jürgen Macho: Als Jugendspieler war das schon immer mein Verein. Mit zwölf Jahren bin ich dann zum ersten Mal als Fan zu Rapid. Ich habe schnell die ganzen Auswärtsfahrten mitgemacht und kenne mich in der europäischen Fanszene noch heute ganz gut aus. Viele, die bei Rapid etwas zu sagen haben, sind heute gute Kumpels von mir, von der Fanszene bis zu einigen Angestellten des Vereins.

RUND: Inwiefern hat das Ihre Sicht auf den heutigen Profifußball beeinflusst?
Jürgen Macho: Ich weiß, wie ungerecht manche Stadionverbote sind. Und ich weiß, was Fans auf sich nehmen, wenn sie 1000 Kilometer durch die Pampa fahren, was Choreographien kosten und was das für eine Arbeit ist. Ich habe das ja jahrelang alles selbst mitgemacht.

RUND: Man kann sich allerdings kaum vorstellen, dass Sie sich als Spieler nicht auch schon über die Fans geärgert haben.
Jürgen Macho: Manchmal schicken sie dich in den Himmel, manchmal in die Hölle. Zum Beispiel wenn 100.000 einfach nur wollen, dass du verschwindest. In England war es einmal so, wo es für mich einfach schlecht gelaufen ist.

RUND: Als Spieler spürt man also wirklich, was im Stadion passiert?
Jürgen Macho: Bei Chelsea haben wir sofort gemerkt, dass besonders in den Sommermonaten vermehrt Leute im Stadion waren, die mit dem Verein eigentlich nichts am Hut haben. Irgendwelche Touristen, die mal im gleichen Stadion wie Abramowitsch sitzen wollten.

RUND: Woran haben Sie das gemerkt?
Jürgen Macho: Der Funke fehlte. Alles piano.

RUND: Ist das nicht angenehmer als ausgepfiffen zu werden?
Jürgen Macho: Kann sein, aber noch schlimmer für mich wäre wahrscheinlich, wenn die Fans über mich sagen würden: Ach, der Macho, dieser arrogante Typ.

RUND: Ein Satz, den man am Betzenberg noch nicht gehört hat.
Jürgen Macho: Fans verlangen ganz einfach hundertprozentigen Einsatz. Auch das merkt man besonders in England. Die verzeihen dir zehn schlechte Spiele. Sobald sie merken, dass du dein letztes Hemd für den Verein gibst, ist alles vergessen.

RUND: Bis der umjubelte Spieler den Verein wechselt, weil ein anderer Verein ein paar Euro mehr bezahlt oder im internationalen Geschäft ist.
Jürgen Macho: Grundsätzlich steht auch bei mir das Sportliche im Vordergrund. Allerdings könnte ich auf keinen Fall zu Austria Wien wechseln.

RUND: Hand aufs Herz: Stimmt das wirklich?
Jürgen Macho: Ich bin mit Rapid aufgewachsen, Das war und ist mein Verein. Ich kenne dort so viele Leute, die mir vertrauen, die richtig gute Kumpels sind. Manchmal stehe ich im Stadion und merke beim Schlusspfiff, dass ich gar nichts vom Spiel mitgekriegt habe, weil ich die ganze Zeit gequatscht habe. Nein, einen Wechsel zu Austria Wien kann ich meinen Freunden nicht antun.

Interview Christoph Ruf
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